Dativ oder Genitiv

Folgt auf wegen, trotz, dank, gemäß Dativ oder Genitiv?

Dativ oder Genitiv? Diese Frage stellt sich bei Verwendung bestimmter Präpositionen immer wieder und sorgt beim Schreiben für Verunsicherung. Leider gibt es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort. Wir sorgen hier dennoch für Aufklärung:

Grundsätzliches zur Verwendung von Dativ oder Genitiv nach Präpositionen

Die Frage nach Dativ oder Genitiv ist insofern falsch gestellt, als etliche Präpositionen sowohl den Dativ als auch den Genitiv nach sich ziehen können. Bei manchen gilt das immer, bei anderen nur in bestimmten Fällen. Zudem gibt es noch regionale Besonderheiten – so ist im süddeutschen, österreichischen und Schweizer Sprachraum der Dativ verbreiteter – sowie Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache (Erstere meist mit Dativ, Letztere öfter mit Genitiv).

wegen – in aller Regel mit Genitiv

Schriftsprachlich regiert die Präposition wegen den Genitiv:

Wegen mangelnder Aufklärung blieben viele Fragen offen.

Wegen der vielen offenen Fragen lohnt es sich, zu diesem Thema einen eigenen Beitrag zu schreiben.

Dazu gibt es noch eine Sonderregel:

Folgt auf wegen ein allein stehendes Substantiv im Singular (Einzahl), dessen Genitiv mit -es oder -s gebildet wird, bleibt es meist, wenn auch nicht immer, ohne diese Genitiv-Endung. Dann sieht es aus wie ein Dativ:

Das Freibad ist heute wegen Regen (nicht: wegen Regens) geschlossen, der Bahnhof schon seit Monaten wegen Umbau (nicht: wegen Umbaus).

trotz – meist mit Genitiv, auch mal mit Dativ

An sich ist es ja logisch: Wenn sich wegen der vielen Fragen ein eigener Beitrag lohnt, müssten sich dafür trotz des trockenen Themas viele Leser finden bzw. müsste nach trotz wie nach wegen regelhaft der Genitiv folgen. Grundsätzlich ist das auch so.

Trotz bester Absichten ist es gar nicht so einfach, alle Fragen zu klären.

Dabei gilt dieselbe Sonderregel: Ein direkt auf trotz folgendes Substantiv im Singular wird meist nicht gebeugt, erhält also kein Genitiv-s.

Trotz Umbau ist der Laden geöffnet und trotz Regen sind viele Menschen draußen unterwegs.

Allerdings wird trotz häufiger auch mit Dativ verwendet, nämlich dann, wenn Pronomen oder Artikel fehlen, der Genitiv im Plural nicht als solcher zu erkennen ist oder wnn zwischen trotz und dem folgenden Substantiv ein Genitivattribut steht:

Trotz allem bleiben wir positiv gestimmt und trotz heftigem Gegenwind geben wir nicht auf.

Im süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Sprachraum ist die Sache zumindest mündlich ohnehin klar: Zu trotz gehört dort der Dativ wie zu wegen.

dank – im Singular meist mit Dativ, im Plural mit Genitiv

Die Präposition dank hat eine besondere Herkunft: Sie ist die Verkürzung von Dank sei wem-oder-was-auch-immer und zieht daher in der Regel den Dativ nach sich:

Dank Ihrem guten Rat habe ich mich richtig entschieden.

Dank dem trockenen Wetter konnten die Arbeiten zügig fertiggestellt werden.

Grundsätzlich ist aber auch der Genitiv möglich, im Plural ist er sogar der Regelfall:

Dank Ihrer ausführlichen Erläuterungen bin ich jetzt gut informiert.

gemäß – mit Dativ

Bei gemäß ist die Sache zunächst klar: Diese Präposition regiert den Dativ.

Gemäß den aktuellen Grammatikregeln ist das richtig.

Wir schreiben den Regeln gemäß.

Aber wie das eben so ist: Da gemäß ein Wort der gehobenen Sprache ist und etliche der gehobeneren Präpositionen den Genitiv nach sich ziehen, verwenden viele Menschen auch nach gemäß diesen vermeintlich höherwertigen Fall statt des eigentlich korrekten Dativs. Und wenn das viele Menschen lange so handhaben, wird der Genitiv dann irgendwann als korrekt gelten … Sprache entwickelt sich schließlich weiter.

PS: Für statt gelten dieselben Erläuterungen wie für wegen.

Falls Sie sich für weitere Beiträge zum Genitiv interessieren, empfehle ich den Post zu Der Apostroph bei Namen im Genitiv: Von Peterchens Mondfahrt bis zu Tom’s Tacos.


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