Falscher Anglizismus per Direktübersetzung

Englisch klingt cool, ein falscher Anglizismus ist aber eher uncool. Und so mancher Versuch, besonders mondän zu wirken, scheitert an mangelnden Sprachkenntnissen. Ein Beispiel dafür zeigt die folgende Tafel vor einer Gaststätte:

Falscher Anglizismus - closed society

So schnell entsteht ein falscher Anglizismus

Klar: Geschlossen heißt im Englischen closed, Gesellschaft society. Zu dumm nur, dass „geschlossene Gesellschaft“ sich nicht per Direktübersetzung ins Englische übertragen lässt. Closed Society meint nämlich keine Gruppe, die ein Lokal exklusiv für sich genmietet hat, sondern dieser Begriff bezieht sich auf die Gesellschaft eines Landes oder einer Region. Gemeint ist eine abgeschottete Gesellschaftsschicht, in die Nichtzugehörige nicht aufsteigen können.

Und wie heißt dann die geschlossene Gesellschaft im Lokal auf Englisch richtig? Der korrekte englische Begriff lautet private function. Auch private party ist manchmal zu lesen.

Umgekehrt lässt sich nicht jeder englische Begriff direkt ins Deutsche übertragen

Auch dieser Versuch mündet schnell in ein wahres sprachliches Gruselkabinett. Mir ist beim Lektorat eines aus dem Amerikanischen übersetzten Buchmanuskripts mal die „Föderale Reserve“ begegnet. Au weia! Das passiert, wenn man die Federal Reserve wörtlich ins Deutsche überträgt. Dabei handelt es sich aber um die US-Notenbank, nicht etwa um ein Geldlager der Bundesländer.

Über die manchmal schwierige, manchmal lustige Verquickung des Englischen mit dem Deutschen haben wir uns schon öfter Gedanken gemacht. Zum Beispiel in diesen Posts:

Wenn englisch, dann richtig – bitte ohne Pseudoanglizismus!

Bairisch, englisch, benglisch – oder nur noch grässlich?


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Kommentare

2 Antworten zu „Falscher Anglizismus per Direktübersetzung“

  1. Gerd Keim

    Gibt es noch eine deutsche Sprache? Nein! Die deutsche Sprache ist zu einem grässlichen „Kauderwelsch“ verkommen. Fußballspiele schaue ich mir im Fernsehen nur noch ohne Ton an.
    Da sind die Mannschaften gut durch die „Qualli“ gekommen und dürfen nun ein paar Tage an der „Copa“ verbringen wo sie von ihrem Hotel aus eine tolle Visibility über die Beach haben. Das Spiel ist dann kein Spiel mehr, nein eine „top Performance“. In vielen Gesprächen, die ich mir leider, und zu oft, anhöre, ich bin schließlich ein höflicher Mensch, beschränkt sich der Gesprächsinhalt zu einem großen Teil auf das Wort „halt“. Die zweite Hälfte besteht meistens aus geistigem Schwachsinn und dem Wort „eh“. Ich denke dann immer an den verzweifelten jungen Chinesen im Bahnhof von Hannover, er hatte in einem Goethe Institut deutsch gelernt, dort ohne halt. In München war er schon beim Kauf einer Fahrkarte gescheitert. Sollte der erneute Versuch einen Fahrschein zu bekommen auch hier scheitern? Das es diesen am Ticket-Schalter gibt hatte er herausgefunden, nur wollte er einen durchgehenden Zug nach Berlin ohne Halt. Die nette Dame am „Infodesk“ erklärte ihm, dass der ICE halt teurer, aber halt dafür halt keinen Halt mache was die Reisezeit halt verkürzen würde. Er wollte doch nur einen Zug ohne Halt bis Berlin. War seine Zeit im Goethe Institut umsonst gewesen, sprach hier in Deutschland niemand mehr Deutsch? Gemeinsam haben wir dann doch noch ein „Zugticket“ erwerben können. Einen Fahrschein, eine Fahrkarte oder eine Eintrittskarte bekommt man in Deutschland nicht mehr.
    Die Engländer: einkaufen= to shop, einkaufend= shopping. Die Deutschen: shoppen, machen daraus aber wieder ein Einkaufsevent, wobei das englische sales event lediglich eine Verkaufsveranstaltung wäre. Armes Deutschland.

    1. Barbara

      Ja, manchmal ist es schon lustig, wenn sich das Denglische breitmacht. Ihre Geschichte vom Halt/halt ist es auch 🙂

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