Wie Zeichensetzung wirkt, kann man am besten an einem Beispiel erklären. Dazu muss ich mir nicht einmal eines ausdenken, denn mir hat sich ein schönes Exemplar gewissermaßen in den Weg gestellt. Eigentlich wollte ich nur noch etwas Proviant für die Bahnfahrt kaufen – da fiel mein Blick auf dieses Schild, das mich doch ziemlich ins Grübeln brachte:
Was will dieser Sterne-Haarkünstler uns mit diesem Aufsteller sagen? Da es keine Interpunktion gibt, ist das eine Frage der Interpretation.
Zeichensetzung wirkt – nämlich ganz unterschiedlich
Zum Beispiel:
Alles ab! 12 Euro
Es bleibt offen, ob das eine Drohung oder ein Versprechen ist. Auf jeden Fall ist es witzig, mit dem Slogan „Wir haben’s drauf!“ zu verbinden, dass der Kunde nach der Begegnung mit dem Friseur auf seinem Kopf „alles ab“ hat. Und das auch noch „mit oder ohne“ Termin. (Nebenbei bemerkt: Das Leerzeichen zwischen dem Termin und dem Ausrufezeichen kann auch „ab“ bzw. sollte korrekterweise entfernt werden.)
Oder war es ganz anders gemeint? Etwa:
Alles, ab 12 Euro
Alles. Ab 12 Euro
Alles: ab 12 Euro
Alles! Ab 12 Euro
Alles? Ab 12 Euro!
Man sieht an diesen Interpunktionsvarianten sehr schön, wie mit dem Satzzeichen der Ausdruck zunimmt – vom sachlichen Komma über den festen Punkt, den vielversprechenden Doppelpunkt und das laute Ausrufezeichen bis zum verführerischen Fragezeichen. Schreibkünstler haben es eben drauf, „alles“ mit feinen Nuancen zu versehen.
Allerdings ist immer noch die Frage unbeantwortet, was genau es sein mag, das hier ab 12 Euro kostet … aber ich konnte leider nicht nachfragen, ich musste ja zum Zug. Den habe ich übrigens gerade noch bekommen – gewissermaßen trotz aller sprachlichen Haarspaltereien haarscharf erwischt.
Mehr Tipps zur korrekten Verwendung von Kommas und anderen Satzzeichen finden Sie übrigens auf unserer Seite Best of Satzzeichen.
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