Beispiel für ein falsch gesetztes Komma zwischen Adjektiven

Wie ist das mit dem Komma zwischen Adjektiven?

Lieben Sie den Sommer auch so wie ich? Wenn an heißen, sonnigen Tagen kleine weiße Wölkchen über den strahlend blauen Himmel ziehen, die Grillen zirpen und die Luft nach würzigem, reifem Heu duftet? Ja, das ist herrlich.

Aber von der Zeichensetzung her doch etwas erstaunlich, oder? Denn das Komma bei

an heißen, sonnigen Tagen

und

nach würzigem, reifem Heu

ist korrekt. Aber das fehlende Komma in

kleine weiße Wölkchen

und

über den strahlend blauen Himmel

ist es auch.

Wie kann das sein?

So ist das mit dem Komma zwischen Adjektiven

Im Wesentlichen kommt es darauf an, ob die Adjektive gleichrangig sind oder nicht. Falls ja, muss ein Komma gesetzt werden.

Gleichrangig sind sie, wenn sie aufzählenden Charakter haben. Ob das so ist, können Sie ganz einfach überprüfen, indem Sie das Komma durch ein und ersetzen. Die korrekte Alternative zu

heiße, sonnige Tage

wären also

heiße und sonnige Tage

Und wann steht kein Komma zwischen Adjektiven?

Wenn eine feste Verbindung aus Substantiv und Adjektiv vorliegt, die durch ein weiteres Attribut näher bestimmt ist, darf kein Komma gestzt werden.

Ein typisches Beispiel für eine solche feste Verbindung ist der blaue Himmel. Strahlend ist ein Attribut, mit dem das Blau näher bestimmt wird. Der

strahlend blaue Himmel

benötigt deswegen kein Komma. Dasselbe gilt für die kleinen weißen Wölkchen.

Mit diesem Wissen können Sie leicht erkennen, was in diesem Hinweis (er hat mich zu diesem Text angeregt) falsch ist:

Beispiel für ein falsch gesetztes Komma zwischen Adjektiven

Genau: Knackig bestimmt attributiv die frischen Salate näher. Daher ist das Komma falsch. Korrekt wäre:

Große Auswahl an knackig frischen Salaten

Eine gleichrangige Verwendung der Adjektive wäre aber auch möglich. Zum Beispiel so:

Große Auswahl an knackigen, frischen, bunten Salaten.

Die sind dann knackig und frisch und bunt. Und von der Zeichensetzung her korrekt. Wohl bekomms!

Falls Sie sich für weitere Tipps zur Zeichensetzung interessieren, empfehlen wir Ihnen unsere Übersichtsseite Best of Satzzeichen.


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Kommentare

20 Antworten zu „Wie ist das mit dem Komma zwischen Adjektiven?“

  1. Wayne

    Guten Tag, könnte Sie mir bitte bei folgenden Beispielen helfen. Trotz der ausführlichen und schlüssigen Ausführungen fällt mir die Kommasetzung bei gleichrangigen bzw. ungleichrangigen Adjektiven schwer:

    1) Er war ein mächtiger (,) autoritärer Führer.
    2) Die Kleidungsstücke zeichneten sich durch ein älteres (,) klassisches Aussehen aus.
    3) „…. neue schicke Sachen.“ – Müsste doch stimmen, oder?

    Vielen Dank

    1. Barbara

      Gern: In allen drei Beispielen haben die Adjektive aufzählenden Charakter, daher muss zwischen ihnen jeweils ein Komma stehen. Das gilt auch für die neuen, schicken Sachen, denn die sind neu und schick. Kein Komma steht dagegen, wenn es sich um damenhaft schicke Sachen handelt, denn da hat das erste Adjektiv attributiven Charakter, es charakterisiert die Art des Schicks.

  2. Dieter Lüdin

    Nicht zu vergessen ist die unterschiedliche Kommasetzung je nach Sinn des Satzes.

    höher liegende unbewaldete Hänge (ohne Komma, sofern es auch tiefer liegende unbewaldete Hänge gibt)
    höher liegende, unbewaldete Hänge (mit Komma, sofern die tiefer liegenden Hänge bewaldet sind)

    1. Barbara

      Hm, also diese Regel ist mir nicht bekannt; nur bei feststehenden Ausdrücken muss auf das Komma verzichtet werden. Ein solcher liegt aber bei den unbewaldeten Hängen nicht vor. Vielleicht ist hier ein Blick auf die Duden-Sprachwissen-Seite hilfreich: https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Komma-zwischen-Adjektiven

      1. Dieter Lüdin

        Danke, liebe Barbara, für die Antwort. Meine aufgeführte Regel ist original Duden. «Gelegentlich hängt es vom Sinn des Satzes ab, ob Nebenordnung (Gleichrangigkeit) vorliegt oder nicht .
        Es gibt aber auch Fälle, in denen zwischen den zwei Konstruktionsweisen nur ein geringer Unterschied besteht.»

  3. Karl Ranseier

    Hallo, ich habe eine Frage zu folgendem Fall, meines Erachtens ist dieser als Grenzfall zu werten. Ich hatte mal in der Schule einen Fall, wo wir in einem Diktat (die Kommas wurden da natürlich nicht verraten, die musste man gemäß den damals [1986] geltenden Regeln setzen) einen so nicht eindeutigen Fall hatten.

    Es ging darum, Schnee zu beschreiben, der Satz hieß in etwa so „…er staunte sehr über das kalte weiße Zeugs.“
    Der Lehrer gab uns noch einen Hinweis – „Das kalte Zeugs ist weiß.“
    Für mich ist der Fall nicht eindeutig, in diesem Fall kann man m.E. durchaus zwischen kalt und weiß ein Komma setzen, da man auch ein „und“ dazwischensetzen, da Schnee sowohl kalt und auch weiß ist. Das weiße Zeugs kann nicht warm sein, sonst wäre es kein Schnee mehr.

    Würde man kaltes weißes Zeugs schreiben, müsste es also auch warmes weißes Zrugs gebn

    Ich hatte damals ein Komma gesetzt (also gleichrangige Adjektive), und es war falsch. Es hätte kein Komma dazwischen gehört. Hab die alte Klassenarbeit vor einigen Monaten auf dem Speicher gefunden. Aber inzwischen entsorgt, aus Platzgründen.

    Würde da mal gerne die Meinung hier hören, wenn kein Komma, warum nicht.
    Meine Begründung habe ich oben genannt, warum ich es für absurd halte, da kein Komma zu setzen.

    1. Barbara

      Hm, ich würde hier kein Komma setzen, weil das erste Adjektiv das zweite näher bestimmt. Das weiße Zeugs (also der Schnee) ist kalt. Daher ist es kaltes weißes Zeugs. Anders wäre es beispielsweise bei kalten, weißen Händen, denn die wären kalt und weiß.

  4. Friedhelm Stuckenschmidt

    Um auf Herrn Ranseiers Eintrag zurückzukommen. Sowohl Barbara als auch Karl Ranseier haben beide recht.
    Man kann die Sache durchaus doppeldeutig sehen. Wie Barbara bereits kommentiert hat, wird das weiße Zeugs näher beschrieben. Es ist kalt. Bis hierher stimme ich mit ihr überein. Nun kommt aber der berechtigte Einwand von Herrn Ranseier, indem er vorgibt, dass das weiße Zeug (gemeint ist Schnee) nicht warm werden kann, dann ist das Zeugs ja nicht mehr weiß. Die Aussage „das kalte weiße Zeugs“ würde bedeuten, dass es dieses ja auch als „warmes weißes Zeugs“ gibt. Dies ist eben aufgrund der Eigenschaften von Schnee nicht möglich.

    Anders verhält sich es in folgendem Fall:
    Ein unbeheiztes altes Haus. Hier ist das alte Haus unbeheizt, und es gibt auch alte Häuser, die beheizt sind. Es heißt dann: Das beheizte alte Haus. Hier bleibt ein altes Haus ein altes Haus, egal ob es nun beheizt ist oder nicht, das alters Haus ändert seinen Zustnand nicht. Es bleibt ein altes Haus, egal ob beheizt oder nicht.

    1. Barbara

      Wie schön, dass diese Kommafrage zu so angeregten und beispielreichen Diskussionen führt 🙂

  5. Louis Capet

    Hallo,

    benötige bei folgenden nicht an Banalität zu überbietenden Beispielen deine Hilfe:

    „…das schöne (,) kleine Häuschen.“

    „…eine junge (,) schöne Dame.“

    „…ein junger (,) stattlicher Herr.“

    Wenn ich mich jetzt nicht total auf dem Holzweg befinde, wird in den von mir angeführten Beispielen das Prinzip der Gleichrangigkeit schlagend, oder?
    Vielen herzlichen Dank

    1. Judith

      In allen drei Fällen würde ich ein Komma setzen. Die etwas vereinfachte und aus meiner Sicht leichter zu merkende Regel lautet: Wenn man zwischen den beiden Adjektiven auch ein „und“ schreiben könnte, dann ist auch das Komma richtig. Etwas komplexer ausgedrückt lässt man das Komma vor allem dann weg, wenn das Adjektiv mit dem Hauptwort, auf das es sich bezieht, einen einheitlichen Begriff bildet. Beispiel: „Sie machte ein paar schnelle gymnastische Übungen.“ – Hier wäre das Komma falsch, weil „gymnastische Übungen“ als einheitlicher Begriff zusammengehören. Machen wir zum Beweis einmal die oben geschilderte Und-Probe: „Sie machte ein paar schnelle und gymnastische Übungen.“ Das würde sich irgendwie schräg anhören, nicht wahr? Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter!

      1. Thomas Haindl

        Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

        Würden Sie in folgendem Fallbeispiel ein Kommata setzen: „(…) eine alte (,) gebrechliche Dame.“

        Vielen Dank

        1. Judith

          Ja, hier würde ich ein Komma setzen. Denn „alt“ und „gebrechlich“ stehen gleichrangig nebeneinander, und „gebrechliche Dame“ ist keine so feste Fügung, dass man sie automatisch als Einheit wahrnimmt.

  6. Paula

    Guten Tag, können Sie mir bei folgendem Satz weiterhelfen?

    Menschen verschiedener Generationen machen ihre eigenen(,) prägenden Erfahrungen.

    Mein Gefühl sagt mir kein Komma, ich bin mir aber trotz Recherche der Kommaregeln nicht ganz sicher.

    Viele Grüße,
    Paula

    1. Barbara

      Hallo Paula, ich würde hier kein Komma setzen, denn es handelt sich nicht um eigene und prägende Erfahrungen, sondern das Wort eigene verstärkt die prägende Wirkung.

  7. Klaus

    Moin aus Norddeutschland ! In einem sehr speziellen Eisenbahn-Fachbuch fand ich folgenden Satz : „Im Zusammenhang mit der Einführung der durchgehenden Druckluftbremse wurde 1922 die Anordnung erneut geändert und die Wagen mit Handbremse erhielten ein, auch in der Form geändertes, um 120 mm nach links versetztes Bremserhaus.“ . Auch wenn die Komma-Setzung hier richtig ist (ist sie das ? Der Autor schreibt eigentlich fehlerfreie Texte), diesen in Kommata in den Satz eingebauten Einschub „auch in der Form geändertes“ finde ich merkwürdig, er stört den Lesefluss, man bleibt förmlich daran haken ! Aber nach den oben beschriebenen Regeln könnte man das zweite Komma also durch ein „und“ ersetzen : “ … in der Form geändertes und um 120 mm nach links … “ ? Aber das erste Komma, hinter dem „ein“, irritiert mich und natürlich kann man das Komma hier nicht durch „und“ ersetzen, weil es nichts mit einer Aufzählung von Adjektiven zu tun hat. Ich hätte diesen ganzen Einschub kurzerhand hinten an den Satz gehängt : „… nach links versetztes Bremserhaus, das auch in der Form geändert wurde.“. Liest sich doch viel flüssiger und eleganter, oder ? Grüße vom Weserstrand, Klaus

    1. Barbara

      Hallo Klaus, Komma hin oder her, dieser Satz ist meiner Meinung nach schlicht zu lang und zu umständlich. Wenn man nah am Text bleiben will, kann man ihn ganz einfach in zwei Sätze aufteilen:

      Im Zusammenhang mit der Einführung der durchgehenden Druckluftbremse wurde 1922 die Anordnung erneut geändert. Daraufhin erhielten die Wagen mit Handbremse ein auch in der Form geändertes Bremserhaus, das um 120 mm nach links versetzt wurde.

      1. Klaus

        Moin ! Auch gut, bzw. noch viel besser und eleganter ! Im Buch lässt sich das natürlich nicht mehr ändern, das ist ja schon vor Jahren gedruckt worden. Aber dieses Beispiel mag als Mahnung dienen, nicht allzu komplizierte Sätze zu konstruieren. Dann muss man sich auch keine Gedanken zur Komma-Setzung machen. Grüße, Klaus

    2. Nutzer

      Hallo, ich würde sagen, dass das Komma nach dem „ein“ richtig ist,da es im Zusammenhang mit dem eingeschobenen Satz steht. Dies ist jedoch nur solange richtig, wie das Komma nach dem „auch in der Form geändertes“ ebenfalls gesetzt wird.

      1. Judith+Barbara

        Das sehen wir auch so, empfehlen aber trotzdem den Verzicht auf Schachtelsätze. 🙂

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