Gestern tauchte die Frage in einem Gespräch mit Freundinnen auf: Woher kommen eigentlich die Rechtschreibregeln? Wer legt denn fest, wie Wörter zu schreiben sind? Die spontane Antwort aus dem Freundeskreis lautete: „Na, der Duden!“ Das denken wahrscheinlich die meisten Menschen. Es stimmt aber nicht.
Für die deutschen Rechtschreibregeln gibt es seit 2004 ein zwischenstaatliches Gremium
„Zwischenstaatlich“ deswegen, weil im Rat für deutsche Rechtschreibung nicht nur deutsche Experten sitzen, sondern auch welche aus Österreich und der Schweiz sowie je einer aus Liechtenstein, aus der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und aus Luxemburg (Letzterer allerdings ohne Stimmrecht). Der Rat ist dafür verantwortlich, die deutsche Rechtschreibung zu beobachten und weiterzuentwickeln. Konkret steht im Statut des Rechtschreibrats:
Dieser Rat hat die Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks (Regeln und Wörterverzeichnis von 1996 in der Fassung von 2004) im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln.
Wenn das Gremium tagt, werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen besprochen und Beschlüsse zu Änderungen der Rechtschreibung gefällt. Kleinere Änderungen kann der Rat selbst verbindlich beschließen und im Wörterverzeichnis veröffentlichen. Größere Änderungen, insbesondere die Änderung von Rechtschreibregeln, muss der Rat erst den zuständigen amtlichen Stellen vorlegen und dort begründen. In Deutschland ist die amtliche Stelle die Kultusministerkonferenz. Sie beschließt dann, welche Neuerungen tatsächlich verbindlich gelten, etwa jüngst die Neueinführung des großen Eßzetts.
Und was ist dann mit dem Duden?
Früher – nämlich von 1901 bis 2006 – war tatsächlich der Duden die entscheidende Institution für die Rechtschreibung. Was darin stand, war verbindlich. Heute gilt aber nur das jeweils aktuelle amtliche Regelwerk der deutschen Sprache, das auf der Website des Rechtschreibrats zu finden ist.
Die Duden-Redaktion oder auch die Redaktion des „Wahrig“ setzen diese Regeln um, legen sie gegebenenfalls auch aus und veröffentlichen sie. Deswegen finden sich im Duden beispielsweise Fremdwörter, die im amtlichen Wörterverzeichnis 2017 (noch) nicht stehen oder auch alternative Schreibweisen, die etwa im süddeutschen Sprachraum gebräuchlich sind, anderswo aber nicht. Wer „nach Duden“ schreibt, macht also normalerweise alles richtig, auch wenn es nicht mehr der Duden ist, der die Rechtschreibregeln vorgibt.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache schreibt dazu sehr schön:
Dass der Duden nach wie vor ein »ideelles« Monopol besitzt (meistverkauftes Rechtschreibwörterbuch), mag an der jahrelangen Autorität liegen.
Was ist die Gesellschaft für deutsche Sprache und was hat die mit den Rechtschreibregeln zu tun?
Mit den Regeln selbst eigentlich nichts. Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist ein staatlich geförderter Verein, der sich seit 1947 der Pflege und Erforschung der deutschen Sprache widmet. Er möchte das Bewusstsein für die deutsche Sprache in der Öffentlichkeit vertiefen, die Sprachentwicklung kritisch beobachten und Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung geben.
Die GfdS wählt übrigens neben ihren sonstigen Tätigkeiten jedes Jahr die zehn „Wörter des Jahres“. Ich bin schon neugierig darauf, welche Wörter sie als besonders signifikant für dieses höchst interessante Jahr 2017 ansehen wird …
Falls Sie sich für weitere Informationen und Tipps zur deutschen Rechtschreibung interessieren, schauen Sie doch auf unsere Übersichtsseite Best of Rechtschreibung.
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