Viele Stellenanzeigen enthalten einen Unterpunkt Was wir bieten. Wer diesen formuliert, sollte sich vorab fragen: Was wünschen sich Bewerber von ihrem zukünftigen Arbeitgeber, wie sieht ein richtig attraktives Angebot aus Bewerbersicht aus? Dieser Perspektivwechsel scheint aber gar nicht so einfach zu sein. Oder warum finden sich hier so viele floskelhafte und austauschbare Formulierungen? Und warum so vieles, das gar nicht als besonderer Pluspunkt zu verstehen ist?
Natürlich gibt es Wünsche, die bei jedem Arbeitnehmer auftauchen: Jeder möchte eine Arbeit machen, die ihm liegt, die für ihn interessant und sinnvoll ist. Jeder möchte für seine Arbeit ordentlich bezahlt werden und nicht befürchten müssen, dass er die neu angetretene Stelle schnell wieder verliert.
Bei anderen Teilen der Jobbeschreibung ist die Sache weniger eindeutig, sondern es kommt darauf an, welche Aussagen als anziehend empfunden werden. Darauf, welche Persönlichkeiten Sie für welche Aufgaben suchen. Für extravertierte Menschen, die gerne mit anderen zusammen sind und sich schnell langweilen, sind beispielsweise Teamklima und Abwechslung besonders wichtig. Menschen, die gerne methodisch vorgehen und sich tief in Details einarbeiten, legen vermutlich mehr Wert auf eine gründliche Einarbeitung und eine langfristig angelegte Tätigkeit.
Erstaunlicherweise berücksichtigen viele Stellenanzeigen in der Jobbeschreibung keinen dieser Aspekte. Sondern hier herrschen Banalität und Einheitsbrei.
Was wir bieten – oder was man halt so verspricht …
Ausgerechnet bei dem, womit ein Unternehmen sich abheben könnte, herrscht in der Praxis eine überwältigende Gleichförmigkeit. Angeboten wird meist nur das, was alle anderen auch bieten.
Ist wirklich jede Stelle „interessant und abwechslungsreich“?
Das könnte man annehmen. Denn in etwa 80 von 100 Anzeigen beginnt die Jobbeschreibung mit: Wir bieten …
einen interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsplatz
eine abwechslungsreiche, spannende Aufgabe
eine abwechslungsreiche, vielseitige Tätigkeit
eine abwechslungsreiche Tätigkeit in einem international ausgerichteten Unternehmen
eine anspruchsvolle, spannende wie abwechslungsreiche Tätigkeit
Gähn – in der Wiederholung liest sich das ziemlich langweilig. Glaubwürdig ist es auch nicht. Zum einen, weil manche Jobs objektiv relativ eintönig sind. Zum anderen, weil es subjektiv höchst unterschiedlich ist, was als interessant und spannend empfunden wird.
Mein Rat: Lassen Sie diese Leerfloskel einfach weg. Beschreiben Sie lieber die Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten:
Zu Ihren Aufgaben gehört es …
Sie kümmern sich um …
Dann weiß der Bewerber, was ihn erwartet – und ob er persönlich das interessant findet oder nicht, kann er dann selbst entscheiden.
Leerformeln zum Gehalt wecken Verdacht
Gar nicht so selten gibt es Stellenanzeigen, die unter Was wir bieten kein Wort über die Bezahlung verlieren. Ist die Bezahlung dort so schlecht, dass man lieber nichts dazu sagt? Die Mehrheit aber flüchtet sich in ebenfalls verdächtige Leerformeln wie:
attraktives Gehalt
leistungsgerechte Bezahlung/Vergütung
attraktive Bezahlung und gute Sozialleistungen
Verdächtig deswegen, weil „attraktiv“ oder „leistungsgerecht“ für den Arbeitgeber garantiert etwas anderes bedeutet als für den Arbeitnehmer. Was für den einen attraktiv ist (etwa möglichst geringe Lohnkosten), ist es für den anderen gerade nicht. Leistung ist in vielen Berufen ohnehin gar nicht eindeutig zu messen. Im Zweifel wird der Arbeitgeber sie ohnehin anders (niedriger) einschätzen als der Mitarbeiter.
Attraktiver, weil wesentlich konkreter, sind Formulierungen wie:
Vergütung nach XY-Tarif
übertarifliche Bezahlung
betriebliche Altersvorsorge
ein Dienst-PKW, auch zur privaten Nutzung
10 % Personalrabatt auf private Einkäufe
Was wir bieten – wollen Sie wirklich etwas über das Betriebsklima schreiben?
Natürlich möchte niemand mit miesepetrigen Kollegen zusammenarbeiten, die einen bei jeder Gelegenheit ausbooten. Andererseits ist es geradezu unglaublich, was hier alles versprochen wird: Alle Teams sind toll! Belegt durch Formulierungen dieser Art:
ein gutes/angenehmes Betriebsklima
ein außergewöhnlich gutes Betriebsklima
ein motiviertes Team
ein starkes/kollegiales Team
ein dynamisches, motiviertes und kompetentes Team
ein humorvolles und kollegiales Team
Mein Vorschlag: Lassen Sie das Teamklima in Stellenanzeigen einfach weg. Bewerber wissen, dass das gute Klima auch da versprochen wird, wo es nicht herrscht. Insofern ist es kein Unterscheidungsmerkmal.
Vorsichtig sein sollten Sie übrigens bei Formulierungen wie
ein junges, familiäres Team
unser junges dynamisches Team
Da könnten sich Bewerber jenseits der 40 oder 50 leicht diskriminiert fühlen …
Und womit können Sie Ihr Angebot dann attraktiv machen?
Interessant sind in erster Linie das Unternehmen und die Stelle, um die es geht, samt ihren Aufgabenbereichen. Wo diese nicht selbsterklärend sind, sollten Sie diese kurz beschreiben. Ein vernünftiges Wort zur Bezahlung sollten Sie möglichst auch verlieren (siehe oben).
Je nach den Gepflogenheiten Ihrer Branche sollten Sie unter Was wir bieten zudem angeben, wo Sie sich unterscheiden. Etwa
einen unbefristeten Arbeitsvertrag
geregelte Arbeitszeiten (Gastronomie)
Arbeit in festen Schichten – keine Nachtschicht
die Möglichkeit der Verbeamtung bei Erfüllen der beamtenrechtlichen Voraussetzungen
Und dann noch alles, von dem Sie glauben, dass es Sie für Ihre Wunschbewerber wirklich anziehend macht. Oder zumindest zeigt, dass Sie bereit sind, sich um Bewerber wirklich zu bemühen. Wer Bewerber der Generation Y (die jetzt um die 30 sind) anziehen möchte, probiert es beispielsweise mit:
Mitarbeiter-Benefits wie Vertrauensarbeitszeit, Kids-Office, Sportprogramme, After-Work-Partys
Manchmal sticht auch die regionale Karte:
Wir bieten Ihnen einen Arbeitsplatz in einer der schönsten Regionen Deutschlands. Bei Bedarf helfen wir gerne auch bei der Wohnungssuche.
Lustig fand ich diese Stellenanzeige:
Ist das nicht eine gute Idee? Wer weiß, dass das Unternehmen bei Vergütung und Karrierechancen nicht mit Konzernen und anderen „Großen“ mithalten kann, muss deswegen schließlich nicht aufgeben. Und in diesem Unternehmen könnte das Versprechen eines humorvollen Teams sogar eingelöst werden; zumindest in der Personalabteilung hat da jemand Humor ….
Falls Sie sich für weitere Formulierungstipps zum Recruiting interessieren, empfehlen wir Ihnen unsere Seite Best of Personal.
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