Ob Zeitungsartikel, Blogbeitrag, Bericht oder Dokumentation: Texte haben Überschriften. In längeren Texten finden sich zusätzlich Zwischenüberschriften. Das ist so vertraut und „normal“, dass man meistens nicht weiter darüber nachdenkt. Bis man vor der Aufgabe steht, selbst einen Text zu verfassen und dafür eine Überschrift und vielleicht auch noch Zwischenüberschriften formulieren muss.
Wie geht denn das?
Zuerst müssen Sie natürlich eine Struktur bzw. Gliederung für Ihren Text finden. Wie Sie dabei vorgehen, können Sie in meinem letzten Blogbeitrag nachlesen. Bevor wir nun für die einzelnen Überschriften Formulierungshilfen suchen, sollten wir gedanklich einen Schritt zurücktreten und überlegen, was der Nutzen einer Überschrift ist und wie sie diesen am besten erfüllen kann.
Was ist der Nutzen einer Überschrift?
Klar: Die Überschrift soll knapp vermitteln, worum es im darunter stehenden Text geht.
Neben diesem Kernnutzen kann eine Überschrift noch mehr leisten: Sie kann den Leser verblüffen, neugierig machen, provozieren, erheitern – kurz: ihn emotional ansprechen und damit zur Lektüre des folgenden Textes anregen.
Denken Sie nur an die berühmte „Bild“-Zeitungs-Überschrift „Wir sind Papst!“.
Darin haben die Kollegen vom Boulevard, die nicht ohne Grund für ihre meisterhaften Headlines bekannt sind, Information und Gefühl in unnachahmlicher Kürze gebündelt. „Joseph Ratzinger wurde zum Papst gewählt“ trifft die Sache zwar viel präziser, das Gefühl aber gar nicht.
Berufliche Texte erfordern sachliche Überschriften und Zwischenüberschriften
Wenn Sie als Nicht-Journalist im Beruf längere Texte schreiben, haben Sie es vermutlich nur selten mit hochemotionalen Inhalten zu tun. Normalerweise wird der Sachinhalt im Vordergrund stehen, was bedeutet, dass auch Ihre Überschriften eher sachlich formuliert sein werden. „Sachlich“ heißt aber nicht „nichtssagend“ oder „langweilig“!
Sehen wir uns dazu ein Beispiel an:
Herr B. möchte seinen Vorgesetzten davon überzeugen, erstmals Ausbildungsplätze im Unternehmen anzubieten. Für die Textstruktur hat er sich Folgendes überlegt: Er möchte zuerst seine Idee kurz skizzieren, dann mögliche Gegenargumente aufzählen und entkräften, anschließend die Argumente nennen, die dafür sprechen und zum Schluss konkrete Vorschläge machen, wie vorgegangen werden könnte.
Herr B. ist Ingenieur und neigt daher zu kurzen, sehr sachlichen Formulierungen. Seine Gliederungspunkte bzw. Zwischenüberschriften lauten:
Ausbildung in der Muster GmbH & Co. KG
1. Idee
2. Contra
2.1 Aufwand (Platz, Personal, Material)
2.2 Organisation und Verwaltung
2.3 Kosten
3. Pro
3.1 Fachkräftegewinnung
3.2 Lerneffekte
3.3 Imagegewinn
4. Mögliches Vorgehen
Hm.
Man versteht anhand dieser Überschriften schon in etwa, worum es geht. Aber so richtig deutlich wird es nicht. Und hätten Sie Lust, den Text dazu zu lesen? Ich eher nicht. Das klingt doch alles recht dröge …
So formulieren Sie gute Zwischenüberschriften
Wie können Sie sachliche Überschriften so formulieren, dass der Leser Lust darauf bekommt, den Folgetext zu tatsächlich zu lesen?
Am einfachsten ist das, wenn Sie dem Leser nicht nur harte Brocken in Form von Substantiven hinwerfen, sondern in verdaulicher Sprache schreiben, worum es geht und was er davon hat, wenn er den Text liest. Sehr gut geeignet für solche „sprechenden Überschriften“ sind häufig W-Fragen (lesen Sie dazu z. B. nochmals die Zwischenüberschrift über diesem Abschnitt) bzw. Formulierungen, die Antworten auf W-Fragen vorwegnehmen:
In unserem Beispiel könnte das so aussehen:
Die Muster GmbH & Co. KG als Ausbildungsbetrieb
1. Warum, wen und wie wir zukünftig selbst ausbilden sollten
2. Welche Gründe dagegen sprechen könnten
2.1 Mit welchem Sach- und Personalaufwand wir rechnen müssen
2.2 Welcher Zusatzaufwand in Organisation und Verwaltung entstehen wird
2.3 Welche Zusatzkosten das bedeutet
3. Welchen Nutzen das Unternehmen von einer eigenen Ausbildung hat
3.1 Wir bekommen genau die Fachkräfte, die wir brauchen
3.2 Als Lehrbetrieb werden wir selbst zur lernenden Organisation
3.3 Wir profitieren von mehr Bekanntheit und besserem Image in der Öffentlichkeit
4. Was wir tun müssen, um 2016 erstmals ausbilden zu können
Da würde ich am liebsten gleich weiterlesen … Geht es Ihnen auch so? (Geht aber leider nicht, denn dazu müsste ich ja erst einmal weiterschreiben …)
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