Substantivierte Verben? Was soll das sein und was hat das mit Groß- oder Kleinschreibung zu tun? Viel, wie das obige Beispiel zeigt, das ich in einem Freibad-Flyer gefunden habe.
Im Prinzip ist die Sache ganz einfach: Substantive schreibt man im Deutschen groß, Verben klein. Man kann aber aus Verben oder Adjektiven auf mehrere Arten Substantive bilden – und für substantivierte Verben gilt die Großschreibung.
Wie „macht“ man substantivierte Verben?
In ein Freibad gehe ich, wenn ich mich entspannen, einen freien Nachmittag genießen und eine schöne Zeit erleben möchte. Das sind eindeutig drei Verben, die ebenso eindeutig kleingeschrieben werden.
Richtiges Entspannen fällt aber vielen Menschen schwer. Da es in diesem Satz um das Entspannen geht, handelt es sich um ein Substantiv. Klarer Fall für Großschreibung. Erst recht gilt das, wenn ich extra zum Entspannen, zum Genießen und zum Erleben ins Freibad gehe.
Die Kleinschreibung im Flyer-Foto ist also falsch.
Die Substantivierung des Verbs kann durch einen Artikel (der/die/das) oder eine Präposition (zum) erkennbar gemacht werden, muss es aber nicht. Auch sprachlich kann Entspannen eine knifflige Sache sein. Wer sich nicht sicher ist, stellt einfach die W-Frage, wie wir es in der Schule gelernt haben: Wer oder was kann schwierig sein? Das Entspannen. In Großschreibung.
Die Substantivierung von Verben ist im Deutschen übrigens auch durch Suffixe möglich, also durch Nachsilben. Durch ein angehängtes -ung wird die Entspannung ein sofort als solches erkennbares Substantiv. Dieselbe Wirkung können die Suffixe -heit und -keit erzielen. Beim Erleben und Genießen funktioniert das aber nicht. Macht nichts. Wir wissen ja jetzt, wie es geht und entspannen uns erst einmal.
Falls Sie sich für weitere Rechtschreibprobleme interessieren, empfehle ich Ihnen auch die Lektüre dieser orthografisch fragwürdigen Speisekarte und unserer Übersichtsseite Best of Rechtschreibung.
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