Vorsilben sind an sich eine wunderbare Einrichtung der deutschen Sprache: Man kann mit ihrer Hilfe einem Verb die unterschiedlichsten Bedeutungen verleihen. Nur so als Beispiel:
einladen, ausladen, beladen, abladen, umladen, aufladen
Manchmal sind Vorsilben aber zu viel des Guten, nämlich dann, wenn sie eine Ausage wiederholen, die im vorsilbenlosen Verb bereits enthalten ist. Dann wirken sie als „Doppelmoppel“. Das ist besonders oft bei eingedeutschten Fremdwörtern der Fall. Zum Beispiel hier:
Wenn man der anderen Seite die eigenen Vorstellungen aufoktroyiert, ist der Misserfolg bei Verhandlungen vorprogrammiert.
Was stimmt hier nicht?
- Das Wort „oktroyieren“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „aufzwängen“ oder „aufdrängen“. „Auf-oktroyieren“ heißt also auf-aufdrängen. Das ist ein „auf“ zu viel.
- „Programmieren“ bedeutet „im Ablauf festlegen“. Es versteht sich, dass das nur im Vorhinein erfolgen kann. Das braucht nicht durch eine eigene Vorsilbe betont zu werden.
Ähnliche Fälle sind die oft zu lesenden Wörter „aufsummieren“ oder „aufaddieren“. „Summieren/addieren“ bedeutet „zusammenzählen“ – und „auf-zusammenzählen“ ergibt keinen Sinn.
Wenn man dann schon mit den Haarspaltereien anfängt, kann man sich auch bei rein deutschen Verben überlegen, ob und wo eine Vorsilbe sinnvoll oder überflüssig ist:
nachkontrollieren (man kann nichts kontrollieren, was noch nicht vorliegt)
vorankündigen (Ankündigungen erfolgen zwangsläufig vorab)
vollfüllen (Kann man auch leerfüllen?), …
Nun wollen wie hier nicht päpstlicher sein als der Papst. Aber wir haben Sie hoffentlich ein wenig für die Verwendung von Vorsilben sensibilisiert. Natürlich wollen wir Ihnen vorsilbenlose Wörter nicht oktroyieren, aber sie machen Ihre Sprache klarer und eleganter. Stilistischer Erfolg ist damit gewissermaßen programmiert 🙂
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