Wegweiser nach "schlecht" und "gut" - hier im Hinblick auf Fachbegriffe in der Kundenkorrespondenz

Unnötige Vorsilben: Weniger kann mehr sein!

Vorsilben sind an sich eine wunderbare Einrichtung der deutschen Sprache: Man kann mit ihrer Hilfe einem Verb die unterschiedlichsten Bedeutungen verleihen. Nur so als Beispiel:

einladen, ausladen, beladen, abladen, umladen, aufladen

Manchmal sind Vorsilben aber zu viel des Guten, nämlich dann, wenn sie eine Ausage wiederholen, die im vorsilbenlosen Verb bereits enthalten ist. Dann wirken sie als „Doppelmoppel“. Das ist besonders oft bei eingedeutschten Fremdwörtern der Fall. Zum Beispiel hier:

Wenn man der anderen Seite die eigenen Vorstellungen aufoktroyiert, ist der Misserfolg bei Verhandlungen vorprogrammiert.

Was stimmt hier nicht?

  • Das Wort „oktroyieren“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „aufzwängen“ oder „aufdrängen“. „Auf-oktroyieren“ heißt also auf-aufdrängen. Das ist ein „auf“ zu viel.
  • „Programmieren“ bedeutet „im Ablauf festlegen“. Es versteht sich, dass das nur im Vorhinein erfolgen kann. Das braucht nicht durch eine eigene Vorsilbe betont zu werden.

Ähnliche Fälle sind die oft zu lesenden Wörter „aufsummieren“ oder „aufaddieren“. „Summieren/addieren“ bedeutet „zusammenzählen“ – und „auf-zusammenzählen“ ergibt keinen Sinn.

Wenn man dann schon mit den Haarspaltereien anfängt, kann man sich auch bei rein deutschen Verben überlegen, ob und wo eine Vorsilbe sinnvoll oder überflüssig ist:

nachkontrollieren (man kann nichts kontrollieren, was noch nicht vorliegt)
vorankündigen (Ankündigungen erfolgen zwangsläufig vorab)
vollfüllen (Kann man auch leerfüllen?), …

Nun wollen wie hier nicht päpstlicher sein als der Papst. Aber wir haben Sie hoffentlich ein wenig für die Verwendung von Vorsilben sensibilisiert. Natürlich wollen wir Ihnen vorsilbenlose Wörter nicht oktroyieren, aber sie machen Ihre Sprache klarer und eleganter. Stilistischer Erfolg ist damit gewissermaßen programmiert 🙂


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „Unnötige Vorsilben: Weniger kann mehr sein!“

  1. […] gibt es als kleine Wortstamm erweiterungen die Vorsilben (Präfixe) und die Nachsilben (Suffixe). Diese bilden den Einstieg oder den Ausklang eines Wortes und begegnen […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert