Zugegeben, es ist gar nicht so einfach, eine Stellenanzeige zu formulieren. Man hat ja nicht so viel Platz und will das Wichtigste kompakt zusammenstellen. Daher beschränkt man sich üblicherweise auf die Punkte
- Unser Unternehmen/Wer wir sind
- Ihre Aufgaben/Was bzw. wen wir suchen
- Ihr Profil/Welche Qualifikationen und Fähigkeiten Sie mitbringen sollten
- Wir bieten/Was Sie bei uns erwarten können
Diese Punkte sind die logischen Bestandteile einer Stellenanzeige, denn potenzielle Bewerber müssen wissen, wer wen für welche Aufgaben sucht, bevor sie eine Bewerbung schreiben. Erschwert wird das allerdings durch die Floskelhaftigkeit der Texte. Die Anforderungen an Bewerber unterscheiden sich nämlich oft nur im Hinblick auf die fachlichen Qualifikationen und Erfahrungen; wo es persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten geht, sind sie in weiten Teilen austauschbar. Damit verlieren sie aber ihre Orientierungs- und Unterscheidungsfunktion bzw. überhaupt ihren Nutzen.
Anforderungen an Bewerber in Stellenanzeigen sind oft austauschbar und banal
Einer der Spitzenreiter unter den Anforderungen ist die Teamfähigkeit. Aber auch an die gewünschte Arbeitsweise werden immer dieselben Anforderungen gestellt:
Teamfähigkeit – gähn!
Die Formulierungen unterscheiden sich nur minimal: Egal, ob Mitarbeiter für die Buchhaltung, für die Personalabteilung, die IT oder die Technik gesucht werden: Teamfähigkeit sollen alle mitbringen. Wahlweise Teamorientierung, Teamgeist, Bereitschaft zur oder Freude an der Arbeit im Team.
Allerdings dürfte es sich bei den meisten Arbeitnehmern herumgesprochen haben, dass sie normalerweise nicht tagaus, tagein allein in einem stillen Kämmerlein an komplett abgegrenzten Aufgaben arbeiten werden. Jedenfalls, wenn sie sich nicht gerade als Leuchtturmwärter bewerben. Dass man mit Kollegen zu tun haben wird und konstruktiv mit ihnen zusammenarbeiten sollte, weiß jeder. Dass das nicht immer einfach ist, auch. Was soll dann diese Anforderung?
Und wer wird sich selbst als nicht teamfähig einstufen und deswegen auf eine Bewerbung verzichten? Garantiert nicht einmal die Menschen, deren Kollegen ihnen tatsächlich mangelnde Teamfähigkeit vorwerfen, denn Selbst- und Fremdbild weichen oft deutlich voneinander ab. Im Zweifelsfall findet noch der unfreundlichste Eigenbrötler, dass es an den Kollegen liegt, wenn die Zusammenarbeit nicht klappt, niemals jedoch an ihm selbst.
Mein Rat: Verzichten Sie auf die floskelhafte Forderung nach Teamfähigkeit in Ihren Stellenanzeigen, sie bewirkt ohnehin nichts.
Eigeninitiative und selbstständige Arbeitsweise
Hier ist die Bandbreite auch nicht viel größer: Alternative Formulierungen sind Eigenverantwortlichkeit, Engagement oder eine proaktive Arbeitsweise.
Das ist nun auch nichts Außergewöhnliches: Welches Unternehmen sucht schon reine Befehlsempfänger, Mitarbeiter oder gar Führungskräfte, die von selbst gar nichts machen, sondern nur erledigen, was man ihnen dezidiert aufträgt? Eine gewisse Initiative wird an jedem Arbeistplatz erwartet. Vor allem an der Stelle selbst lässt sich ablesen, in welchem Maße eigenständiges Arbeiten damit verbunden ist. Das dürfte bei einem Mitarbeiter am Fließband weniger sein als bei einem Einkaufsleiter, darüber hinaus ist der Erkenntniswert dieser Anforderungen an Bewerber eher gering.
Auch hier gilt übrigens: Kaum jemand wird von sich selbst denken, er hätte besonders wenig Initiative. Und wer ganz bewusst nur Dienst nach Vorschrift machen möchte, wird sich sowieso kaum auf einen Job im Außendienst oder um eine Führungsposition bewerben.
Mein Rat: Lassen Sie auch diese Anforderungen einfach weg, sie dient weder zur Information eines Bewerbers noch hat sie eine Filterfunktion.
Belastbarkeit
Auch diese Eigenschaft wird in sehr vielen Stellenanzeigen gewünscht, ist aber ziemlich banal. Eine gewisse Belastbarkeit muss jeder Arbeitnehmer mitbringen. Wer sucht schon einen Mitarbeiter, der unter der kleinsten Belastung zusammenbricht?
Vielleicht gibt es den ein oder anderen Bewerber, der sich beim Lesen dieser Anforderung denkt: „Nö, ich kann nicht gut mit Stress umgehen, da bewerbe ich mich lieber nicht.“ Aber das dürfte eher die Ausnahme sein. Insofern ist auch dies eine der Anforderungen an Bewerber, auf die man in Stellenanzeigen gut verzichten kann.
Es sei denn natürlich, Sie haben wirklich eine außergewöhnlich anstrengende Position zu besetzen. Wer „hohe Belastbarkeit“ fordert, sagt damit ehrlich, dass der Stresslevel der ausgelobten Tätigkeit ziemlich hoch ist. Das kann manche Bewerber abschrecken (was dann ja auch erwünscht ist). Jedenfalls diejenigen, die ihre eigene Belastbarkeit realistisch einschätzen. Bei den anderen dürfte es vor allem dazu führen, dass sie sich eine entsprechend gute Bezahlung erwarten. Die sollten Sie dann auch bieten können.
Welche Anforderungen an Bewerber sind in Stellenanzeigen sinnvoll?
Die Antwort ist naheliegend: Nur diejenigen, die tatsächlich zu einer Vorselektion der potenziellen Bewerber führen. Das heißt: Alle „harten“ Kriterien sollten aufgeführt werden, etwa
- Schulabschluss/Berufsausbildung in relevanten Bereichen/Studienabschluss mit Studienfach
- Dauer der gewünschten Berufserfahrung bzw. Hinweis, dass auch Absolventen oder Quereinsteiger genommen werden
- Fremdsprachenkenntnisse
- PC-Kenntnisse, ggf. bezogen auf branchentypische Programme
„Weiche“ Kriterien mit Vorselektionspotenzial sind beispielsweise:
- Bereitschaft zu intensiver Reisetätigkeit (weltweit)
- Bereitschaft zur Schichtarbeit mit Rufbereitschaft
- Erfahrungen im Umgang mit Geschäftspartnern aus dem asiatischen Raum
Wer die nicht hat, bewirbt sich nicht. Das spart dann beiden Seiten Mühe und Enttäuschungen. Das ist sinnvoll.
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